„Tragboy“ von Paul Artaria
 

20.06.2024Seltener „Tragboy“ von Paul Artaria

Nachdem Artaria zusammen mit Hans Schmidt in den 1920er Jahren als einer der ersten die Moderne in der Architektur in die beschauliche Schweiz brachte, wandte er sich in den 1930er Jahren zusehends wieder handwerklich gefertigten Möbeln zu, wobei er selber kaum noch als Entwerfer in Erscheinung trat. Für seine revolutionären Holzhäuser, die häufig nur aus einem Raum bestanden, wählte er sogenannte Tessiner Möbel, die er über seine Schwester südlich der Alpen bezog. Es ging Artaria dabei aber nicht um die Etablierung eines Heimatstils – vielmehr scheint er in den einfachen handwerklichen Formen die Forderungen der Moderne ohne falsches Pathos erkannt zu haben. Es verwundert deshalb wenig, dass er später gute Kontakte in den Norden pflegte, wo Moderne und Tradition nicht als Gegensätze verstanden wurden.
Bei dem hier wohl einzig wirklich belegten Nachkriegs-Entwurf Artarias für ein Serienmöbel standen sogenannte Tragkörbe Pate, wie sie in Skandinavien Verbreitung fanden. Auch hier lässt sich die Symbiose zwischen funktionalistisch bedingter, moderner Formgebung und Handwerk nachvollziehen. Beim sogenannten Tragboy, der je nach Funktion in verschiedenen Ausführungen produziert werden sollte, wurde Eschenholz aufgesägt und in Schichten verklebt zu Kreisen und Halbkreisen gebogen. In dieses japanisch anmutende Gerüst wurden dann lose flache Körbe gelegt, die man beispielsweise für die Aufbewahrung von Früchten oder Kleinobjekten verwenden konnte. Hergestellt wurden die Ablagen in Kleinserie vermutlich von der Schreinerei Heinzer, die solche Biegetechniken auch für Sessel verwendete. Paul Artaria stellte seinen Entwurf anlässlich der Ausstellung „Die neue Wohnung“ 1950 in Basel vor. Unter der Rubrik „Ein paar Neuheiten“ preist er ihn im zur Ausstellung erschienenen Katalog als Alternative zum fahrbaren Servierboy, braucht er doch viel weniger Platz und kann erst noch von einem Stockwerk ins andere getragen werden. Höhe ca 70cm. VERKAUFT